Vreni Lanker
Ehefrau
Kommt die Krankheit, gehen die Freunde. Die Kollegen sind rar geworden, seit mein Mann an Alzheimer erkrankt ist. Da läuft man schnell einmal Gefahr, einsam zu werden. Gerade als Partnerin. Umso dankbarer bin ich für jene Menschen, die nach wie vor zu uns halten.
Grosse Anlässe meiden wir inzwischen. Sprechen mehr als zwei Leute miteinander, wirds Peter zuviel. Dann kappt er die Leitung und schweigt. Oder wird nervös, macht vielleicht auch mal einen schnippischen Spruch. Das kommt nicht überall gleich gut an.
Auch wenn Peter selbst stets offen kommuniziert, dass er Alzheimer hat, viele vergessen das oftmals ganz rasch wieder oder blenden es aus. Das ist ja auch das Gemeine an der Krankheit: Man sieht es dem Betroffenen nicht auf den ersten Blick an.
Natürlich habe ich Angst vor der Zukunft. Bei aller Liebe zu meinem Mann: Ich werde nicht immer und ewig die Kraft haben, ihm sieben Tage die Woche beizustehen, ihn vielleicht dereinst gar rund um die Uhr zu pflegen. Deshalb haben wir schriftlich festgehalten, was wann wie passieren soll.
Ein äusserst schmerzhafter Prozess. Denn spätestens da merkt man unweigerlich, dass einem der Partner langsam aber sicher abhanden kommt. Die Krankheit, sie lässt die Zeit des Zusammenseins wie Sand in der Sanduhr zerrinnen.
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