Hans-Peter Roos
Leiter Gastronomie Alterszentrum Doldertal
Zu meinem Job im Alterszentrum Dolderdal gekommen bin ich wie die Jungfrau zum Kinde. Nach Jahrzehnten in der Gastronomie, im Catering und im Ausland, brauchte ich eine neue Herausforderung. Demenz, das kannte ich bis zu meinem Stellenantritt vor fünf Jahren höchstens vom Hörensagen. Jetzt begleitet mich das Thema auf Schritt und Tritt.
Mein Team und ich, wir haben es ausschliesslich mit Stammgästen zu tun. Stammgäste, die nicht entscheiden können, ob sie wiederkommen wollen oder einfach aufstehen und gehen, wenn es ihnen nicht schmeckt. Das fordert uns täglich heraus. Und fördert die Kreativität.
Essen weckt Erinnerungen. Deshalb koche ich Menüs, die unsere Bewohner von früher her kennen. Wenn möglich, baue ich kleine Attraktionen ein. Kochshows zum Beispiel. Im Sommer die Glacemaschine und den Grill. Dessert surprise. Oder ich laufe mit dem Bauchladen durchs Haus und verteile Amuse bouche.
Ich beobachte viel, ziehe daraus meine Schlüsse und probiere aus. Auf den Mund gefallen bin ich sowieso nicht. Das vereinfacht den Umgang mit unseren Bewohnern. Bei all den Schicksalen, denen ich im Doldertal begegne – es gibt auch schöne Momente. Man muss sie nur als solche erkennen!
Als ich beispielsweise unlängst ein Dessert aufgetragen habe, hat mich eine Dame, von der ich bisher noch keinen zusammenhängenden Satz gehört habe, am Arm gepackt und ohne zu stocken gesagt: «Sie sind ein begnadeter Patissier». Noch selten hat mich ein Kompliment so gefreut wie dieses.
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