Ich war mit meiner Enkelin hier im Alterszentrum Doldertal. Auf dem Tisch lag ein Wollknäuel. Das Mädchen rollte es einer alten Frau hin, und die beiden hatten zehn Minuten lang Spass mit dem Hin und Her.
Nun kann man fragen: Was soll das? Aber es ist eine Art Begegnung, eine Art, den anderen ernst zu nehmen, und mit dem Wollknäuel haben das Kind und der alte Mensch eine Ebene gefunden. Das finde ich grossartig. Wie die Frau gestrahlt hat! Und wenn sie zehn glückliche Minuten erlebt hat, war das Kind die beste Therapie. Man müsste sich fast überlegen, ob man nicht “Therapiekinder“ in der Demenzarbeit haben sollte.
Ein anderes Beispiel aus dem Haus: Eine Kindergruppe kam zum Kekse Backen hierher. Da haben Leute mitgemacht, von denen das man nie gedacht hätte, Männer zum Beispiel. Wahrscheinlich waren die Kinder für sie wie Türöffner zu schönen Erinnerungen aus ihrer eigenen Kindheit.
Und vielleicht haben Kinder noch einen grossen Vorteil: Sie kommen ganz anders in eine Begegnung. Wir gehen mit dem Kopf auf andere zu und fragen: «Wie geht’s? Hast Du gut geschlafen?» So etwas würde ein Kind ja nie sagen! Ich kann mir nicht vorstellen, dass eine meiner Enkelinnen, die hier hinein kommt und sich zu Demenzkranken an einen Tisch setzt, so was fragen würde. Sie würde eher jemanden an die Hand nehmen. Das mit dem Wollknäuel ist eigentlich ein schönes Beispiel.
Kinder sind Türöffner. Vielleicht können wir sogar etwas von ihnen lernen – sage ich als alter Mann.