Ich würde niemals meine Bekannten fragen, was ich machen soll. Denn alle haben eine andere Meinung, das verwirrt einen nur. Menschen, die von einem Betroffenen nur Ausschnitte mitbekommen, ihn mal für eine Stunde sehen, haben das Gefühl, das ist ja gar nicht so schlimm. Und geben dann vielleicht den Rat, noch ein bisschen zu warten. Aber das eigene Bauchgefühl sagt: Es geht nicht mehr. Ich würde zu Professionellen gehen und mich beraten lassen. Gute Freunde und Freundinnen, klar, aber nicht breit herum fragen. Da bekommt man so viele Ratschläge, und am Ende hat man nur noch ein schlechtes Gewissen.
Allen, die das Heim hier wegen eines Einzugs ansehen, geht es gleich. Alle haben ein schlechtes Gewissen und fragen sich, ob es der richtige Moment ist und nicht zu früh. Gibt es eigentlich den richtigen Moment? Man könnte immer noch ein bisschen warten. Den Menschen muss ich sagen: «Wir sind da.» Wenn die Person zu uns kommt, unterstützen wir sie. Wir wissen, das ist eine ganz grosse Krisensituation. Und ich sage auch: Erwarten Sie bloss nicht, dass Ihr Ehemann dankbar dafür ist, dass er jetzt hier wohnen darf. Sondern fast alle fragen sich, was sie hier sollen und wollen nach Hause.
Zum Glück hilft da die Demenz. Bei einigen dauert es vielleicht ein paar Wochen, bei anderen nur eine Stunde, bis alles weg ist und sie sich hier wohl fühlen. Das ist so unterschiedlich. Aber wir sind ja da, wir begleiten und helfen.
Das ist ein harter Moment, der immer mit vielen Tränen verbunden ist und mit Trauer. Immer.