Als sehr schwierig habe ich es empfunden, dass mein Vater nicht über seine Krankheit reden konnte. Auch als er noch einigermassen gesund war, konnten wir mit ihm keinen Dialog darüber führen, was das nun für uns als Familie und für ihn bedeutete. Er hatte seine Vogel-Strauss-Mentalität – Kopf in den Sand, nichts hören, nichts sehen. Er hat das sehr stark verdrängt. Das empfand ich am schwierigsten, zu Anfang. Es gab keine Chance, in einen Dialog mit ihm zu kommen. Irgendwann bin ich mit Gewalt hinein gegangen.
In einer Situation zu dritt im Garten meiner Eltern habe ich wirklich gedrängt und gesagt: «Etwas ist nicht mehr in Ordnung.» Ich habe ihn damit konfrontiert und gesagt, wir müssen das jetzt untersuchen lassen, denn es gebe Symptome. Er sei vergesslich, das merke er sicher auch, und es wäre ratsam, in eine Memory-Klinik zu gehen oder zu einem Spezialisten. Da wurde er sehr aggressiv, drehte den Spiess um und sagte: «Was ist denn mit Deiner Gesundheit? Sieh Dich doch erst mal an!» Es war sehr aufwühlend, auch für ihn.
Ich war das gar nicht gewohnt, so zu drängen. Aber ich glaube, es war wichtig in dem Moment. Denn ein paar Tage später, auch nach Gesprächen mit meiner Mutter, liess er sich auf Tests in einer Memory-Klinik ein. Danach hatte er selber Gewissheit. Das Ergebnis von einem Spezialisten zu hören, war, glaube ich, sehr niederschmetternd für ihn.